Ernährung
Marisa Heinze19. April 2022
Die 5 größten Mythen über Ernährung im Überblick
Wer sich über das Thema Ernährung informieren möchte, stößt vor allem im Internet schnell auf hartnäckige Ernährungsmythen, die aus wissenschaftlicher Sicht längst als überholt gelten. Als Laie ist es jedoch gar nicht so einfach, die fehlerhaften Informationen herauszufiltern. Daher wollen wir nachfolgenden die 5 häufigsten Mythen über Ernährung unter die Lupe nehmen.
Mythos 1: Essen am Abend macht dick
"Esse morgens wie ein Kaiser, mittags wie ein König und abends wie ein Bettelmann." Diesen altbekannten Ratschlag hat sicherlich jedes Kind schon einmal gehört. Aber wie viel Wahrheitsgehalt verbirgt sich dahinter? Dass das Essen am Abend dick machen soll, zählt zu den am häufigsten verbreiteten Ernährungsmythen.
Ob du zunimmst oder nicht, dafür ist jedoch ausschließlich deine Gesamtenergiebilanz ausschlaggebend. Deinem Körper ist es vollkommen gleichgültig, zu welcher Uhrzeit du die Kalorien zuführst. Nimmst du weniger Energie zu dir, als du verbrauchst, verlierst du Gewicht.
Überschreitest du deinen Kalorienbedarf, baust du hingegen Körperfett auf. Dennoch ist oben genannte Weisheit nicht gänzlich falsch: Tatsächlich sind schwere Mahlzeiten am Abend für die meisten Menschen weniger bekömmlich. Wer mit einem vollen Magen ins Bett geht, schläft oftmals schlechter.
Zudem werden die nächtlichen Regenerationsprozesse des Körpers durch die zu leistende Verdauungsarbeit gestört. Aus diesem Grund ist es empfehlenswert, mindestens zwei Stunden vor dem Schlafengehen auf schwere Kost zu verzichten. Dass Essen am Abend pauschal zu Übergewicht führt, stimmt jedoch nicht.
Mythos 2: Kohlenhydrate machen dick
Zu den größten Mythen über Ernährung zählt die Verteufelung einzelner Makronährstoffe. Während in der 80er und 90er-Jahren Fett als "Bösewicht" galt, sind heutzutage die Kohlenhydrate im Visier. An dieser Stelle knüpfen wir an obige Ausführungen an: Über eine Gewichtszunahme entscheidet allein die Gesamtmenge an Kalorien, die du am Tag zu dir nimmst.
Ob diese aus Kohlenhydraten oder Fetten stammen, ist zweitrangig: Sind es zu viele Kalorien, nimmst du zwangsläufig an Gewicht zu. Der menschliche Körper braucht zudem alle Makronährstoffe in einem ausgewogenen Verhältnis. Komplett auf Kohlenhydrate zu verzichten ist daher keineswegs sinnvoll. Kohlenhydrate liefern dir Energie und Ballaststoffe.
Letztere sind für die Darmgesundheit von großer Bedeutung. Es gibt jedoch verschiedene Arten von Kohlenhydraten. Ernährungsexperten empfehlen, überwiegend komplexe Kohlenhydrate auf den Speiseplan zu setzen. Hierbei handelt es sich beispielsweise um Vollkornprodukte, Kartoffeln und Hülsenfrüchte.
Einfache Kohlenhydrate in Form von Süßigkeiten und Gebäck gilt es hingegen zu reduzieren. Dennoch: Kohlenhydrate generell als Dickmacher zu deklarieren gehört zu den Ernährungsmythen.
Mythos 3: Kaffee entwässert den Körper
In Italien bekommst du zu jedem Espresso automatisch ein Glas Wasser dazu. Das ist grundsätzlich nicht falsch, denn eine ausreiche Flüssigkeitsaufnahme ist für die Gesundheit überaus wichtig. Aber entwässert Kaffee wirklich dermaßen stark, sodass du dein Flüssigkeitsdepot nach dem Genuss eines Espressos sofort auffüllen musst?
Oder handelt es sich hierbei um einen der zahlreichen Mythen über Ernährung? Wenn du ein regelmäßiger Kaffeetrinker bist, dann ist dir sicherlich aufgefallen, dass du hinterher oft auf die Toilette musst. Kaffee hat nämlich eine harntreibende Wirkung.
Harntreibend ist jedoch nicht gleichbedeutend mit entwässernd. Dies wird jedoch oftmals verwechselt. Auf diese Weise erklärt sich, wie es zu den Ernährungsmythen rund um das Thema Kaffee gekommen ist. Kaffeeliebhaber können also aufatmen:
Je nach persönlicher Konstitution und Gewohnheit kannst du dir bedenkenlos zwei bis drei Tassen deines Lieblingsgetränks pro Tag gönnen.
Das enthaltene Koffein vermag sogar kurzfristig deine Konzentrations- und Leistungsfähigkeit zu steigern. Manche Menschen reagieren jedoch empfindlich auf Koffein. Dies äußert sich beispielsweise durch Nervosität und Herzrasen. Ist dies bei dir der Fall, dann übertreibe es mit dem Kaffeekonsum nicht.
Mythos 4: Eine vegane Ernährung führt immer zu Mangelerscheinungen
Immer mehr Menschen ernähren sich vegan, sei es aus gesundheitlichen Gründen oder aufgrund des Tier- und Klimaschutzes. Kritiker dieser Ernährungsform geben zu bedenken, dass durch eine rein pflanzliche Ernährung nicht alle essenziellen Eiweißbausteine (Aminosäuren) und Vitamine aufgenommen werden können.
Tatsächlich geht Veganismus mit einigen Herausforderungen einher. Wenn du vegan leben möchtest, ist es empfehlenswert, dass du dich intensiv mit dem Thema Ernährung auseinandersetzt, um Mangelerscheinungen zu verhindern. Letzteres ist jedoch möglich. Es gibt zahlreiche pflanzliche Eiweißquellen, die für Veganer geeignet sind.
Hierzu zählen beispielsweise:
- Hülsenfrüchte (z. B. Erbsen, Linsen, Kichererbsen)
- Hafer- und Dinkelflocken
- grünes Blattgemüse (z. B. Brokkoli, Spinat, Grünkohl)
- Nüsse und Samen (z. B. Leinsamen, Mandeln, Kürbiskerne)
- Kartoffeln
- Soja
- Pseudogetreide (z. B. Hirse, Amaranth, Quinoa)
- Seitan
- Tempeh
Die Aussage, Veganismus führe grundsätzlich zu Eiweißmangel, gehört eindeutig in die Kategorie der fehlerhaften Ernährungsmythen. Der Nährstoffbedarf lässt sich mit einer veganen Ernährung komplett abdecken. Eine einzige Ausnahme bildet Vitamin B12, welches in pflanzlichen Lebensmitteln kaum enthalten ist.
Vitamin B12 ist für eine gesunde Zellteilung, für die Funktion des Nervensystems sowie für die Bildung der roten Blutkörperchen verantwortlich. Hier ist eine Substitution tatsächlich sinnvoll, wobei viele vegane Ersatzprodukte, wie beispielsweise pflanzliche Milch, bereits mit Vitamin B12 angereichert sind.
Mythos 5: Der Körper muss regelmäßig entgiftet werden
Detoxkuren erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Detox bedeutet übersetzt so viel wie "Entgiften". Diverse Anbieter bringen ihre Kuren und Produkte auf den Markt und locken mit allerlei Werbeversprechen. Doch ist Detox wirklich sinnvoll oder zählt es zu den modernen Mythen über Ernährung?
Das wollen wir uns nachfolgend genauer anschauen. Zu Beginn einer Detoxkur erfolgt in der Regel eine Darmentleerung. Anschließend folgen Safttage, an denen du neben Obst- und Gemüsesäften nur Tee und Wasser zu dir nimmst. Feste Nahrungsmittel sind erst einmal tabu.
Nach etwa 3 bis 5 Tagen gehst du zu einer ballaststoffreichen Ernährung bestehend aus Säften, Obst und Gemüse über. Anschließend beginnst du - ähnlich wie beim klassischen Fasten - mit einem langsamen Nahrungsaufbau.
Grundsätzlich spricht nichts dagegen, sich vitaminreich zu ernähren. Obst und Gemüse sind ein unverzichtbarer Bestandteil einer ausgewogenen Ernährung. Allerdings ist eine Entgiftung mittels Detoxkur aus wissenschaftlicher Sicht nicht notwendig. Ein gesunder Körper entgiftet sich nämlich selbst: Hierfür sind die Leber und die Nieren zuständig.
Dieser natürliche Entgiftungsprozess bedarf keiner äußeren Unterstützung durch - zumeist überteuerte - Spezialsäfte. Auch Detoxtees und Pflegeprodukte bringen keinen besonderen Nutzen: Sie sind lediglich teurer als vergleichbare Produkte.
Tipp: Wenn du dennoch eine Saftkur machen möchtest, um beispielsweise zu einem bestimmten Anlass ein paar Pfund abzunehmen, dann mixe dir die Säfte lieber aus frischem Obst und Gemüse selbst. Dies ist wesentlich preisgünstiger.
Fazit: Mythen über Ernährung entlarven leicht gemacht
Ernährungsmythen gibt es immer wieder. Teilweise werden sie sogar durch Werbung, Medien und Abnehmprogramme unterstützt. Sofern du über das notwendige Basiswissen zum Thema Ernährung verfügst, kannst du solche Mythen jedoch leicht entlarven. Hierfür ist es keineswegs notwendig, Ernährungswissenschaften zu studieren.
Die wichtigsten Leitlinien lauten wie folgt:
- Für eine Gewichtszunahme ist ausschließlich die Gesamtmenge an Kalorien pro Tag entscheidend - nichts Anderes.
- Es gibt keinen einzelnen Makronährstoff, der dick macht.
- Du musst deinen Körper nicht von "Schlackstoffen" befreien: Ein gesunder Körper entgiftet sich selbst.
- Es gibt keine Wundermittelchen zum Abnehmen - weder Pillen noch Tee oder Pulver.
- Vegetarier oder Veganer benötigen, abgesehen von Vitamin B12, keine teuren Supplemente zur Nahrungsergänzung.
Sofern du diese Grundsätze verinnerlichst, fällst du künftig nicht mehr auf Ammenmärchen oder Werbeversprechen herein. Hinterfrage sämtliche Aussagen, die den obigen Leitlinien widersprechen, stets kritisch.
An dieser Stelle sei außerdem noch erwähnt, dass zu einer gesunden Lebensweise neben einer ausgewogenen Ernährung auch ausreichend Bewegung dazugehört. Kombinierst du eine abwechslungsreiche Ernährung mit regelmäßigen Sport, hältst du deinen Körper langfristig gesund.